Was bedeutet „Psychologie“?
Psychologie beschäftigt sich mit dem Denken, Verhalten und Erleben von Menschen, sowohl bei Erwachsenen, als auch bei Kindern und Jugendlichen. Dabei spielt das Nervensystem natürlich eine ganz wichtige Rolle und umfasst dabei sehr viele Aspekte, wie z.B.:
- Intelligenz
- Aufmerksamkeit
- (Soziales) Verhalten
- Umgang mit und Regulation von Emotionen
- Lernen
- Sprache und Sprachenentwicklung
- Motorische und visuelle Fähigkeiten
- Kopfschmerzen
- …
Neurologische Erkrankungen und Störungen der Entwicklung können die Funktionen des Gehirns beeinträchtigen bzw. verändern. Diesen Teil der Psychologie bezeichnet man als Neuropsychologie.
Warum ist (Neuro-) Psychologie schon für Kinder ganz wichtig?
Zeigen sich bei einem Kind Auffälligkeiten i der Entwicklung, die nicht einfach vorübergehend auftreten, ist es sinnvoll, möglichst früh zu prüfen, welche Schwierigkeiten genau bestehen und welche Unterstützung genauu sinnvoll kann. Die psychologische Diagnostik kann dabei die neurologischen Untersuchungen ergänzen, um ein umfassendes Bild der Einschränkungen zu erhalten.
Wie arbeiten wir?
Um ein Kind in seiner individuellen Entwicklung gezielt und optimal unterstützen zu können, ist es wichtig, zunächst einmal den aktuellen Entwicklungsstand zu erfassen und wo die besonderen Stärken und Schwächen des einzelnen Kindes liegen. Dazu gibt es, je nach Alter des Kindes oder des Jugendlichen und der Symptome verschiedene Möglichkeiten:
Beobachtungsdiagnostik im freien Spiel
Eine zentrale und im ZINK standardmäßig eingesetzte Möglichkeit ist die sogenannte Beobachtungsdiagnostik. Man kann sich das spontane Spiel als eine Art Fenster vorstellen, dass einen Blick in die kognitiven Prozesse eines Kindes erlaubt. Freies Spiel im Spielzimmer ist nicht nur eine kindgerechte Art, mit dem ZINK vertraut zu werden, sondern verrät ganz viel über den Entwicklungsstand und kann damit wichtige Hinweise liefern, in welchen Bereichen ein Kind vielleicht (noch) Schwierigkeiten hat.
Testdiagnsotik
Ein weiterer, mindestens ebenso wichtiger Aspekt unserer Arbeit sind sogenannte psychometrische Untersuchungen. Solche Testverfahren enthalten verschiedene, altersgerechte Aufgaben, die das Kind gemeinsam mit der Neuropsycholog:in möglichst spielerisch bearbeitet. Um vergleichen zu können, wo die Schwierigkeiten und Stärken eines Kindes liegen, ist es wichtig, ein Untersuchungsverfahren zu nutzen, das möglichst einheitlich und strukturiert anwendbar und auch für andere Fachleute nachvollziehbar ist. Das nennt man „Standardisierung“. Wir benutzen eine große Zahl verschiedener Testverfahren, die ganz unterschiedliche Bereiche der Entwicklung abdecken. Beispielsweise können wir mittels verschiedener Testverfahren die Intelligenz, visuelle Fähigkeiten, die Konzentration, das Lernen oder die Charakteristika der Autismusspektrumsstörung gezielt untersuchen. Um in kindgerechter Art und Weise die Entwicklung eines Kindes zu untersuchen, setzen die Neuropsycholog:innen im ZINK nur international anerkannte und überprüfte (validierte) Testverfahren ein und orientieren sich immer am aktuellen Stand der Forschung.
In der Durchführung versuchen wir, gerade keine “Prüfungssituation” entstehen zu lassen. Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche durch den eigentlich spielerischen Charakter der Tests sich so zeigen können, wie sie wirklich sind, und sich nicht unter “Leistungsdruck” gesetzt fühlen.
Die Auswertung dieser Aufgaben kann extrem aufschlussreich sein. Zeigt das Kind, im Vergleich zu Gleichaltrigen, besondere Schwierigkeiten in einem speziellen Bereich? Tut es sich vielleicht mit einer Aufgabe schwer, kann dafür aber eine andere deutlich besser lösen, als andere Kinder im gleichen Alter? Sich diese Ergebnisse genau anzuschauen, kann ein sehr differenziertes Bild über die Fähigkeiten und Einschränkungen eines Kindes abbilden, aus dem ein:e Neuropsycholog:in wichtige Informationen über ein mögliches Störungsbild ableiten kann.
Gespräche, Interviews & Fagebögen
Um die sozialen Fähigkeiten und Leistungen eines Kindes besser einschätzen zu können, ist es außerdem wichtig, diejenigen zu fragen, die am meisten mit dem Kind zu tun haben: Eltern, Angehörige, Erzieher:innen und Lehrer:innen können wichtige Informationen über den aktuellen Entwicklungsstand eines Kindes geben. Auch hierfür sprechen wir mit dem sozialen Umfeld der Kinder und geben z.B. standardisierte Fragebögen heraus, die gezielt die Beurteilung bestimmter Aspekte erfragen. Je nach Alter und Fähigkeiten eines Kindes kann man natürlich auch die Betroffenen selbst im Gespräch oder durch Fragebögen zur Selbstauskunft zu Wort kommen lassen.
Befundbesprechung und interdisziplinäre Abstimmung
All diese Informationen zum funktionellen Entwicklungsstand werden abschließend mit den ärztlichen Befunden und denen anderer Stellen (wie z.B. der Einschätzung und Lehrern) ausgetauscht und integriert, um das Störungsbild des Kindes möglichst genau zu beschreiben. Dieser interdisziplinäre Austausch ist von zentraler Bedeutung, um nicht nur die Stärken und Schwächen eines jeden Kindes herauszuarbeiten, sondern auch Erklärungsansätze und Therapie- und Förderoptionen zu entwickeln.
Was ist unser Ziel?
Wir möchten gerne jedes Kind in seiner eigenen Entwicklung möglichst gezielt unterstützen. Um individuelle Beratung und Behandlung anzubieten und damit die Entwicklung optimal zu fördern, ist eine interdisziplinäre Abklärung enorm wichtig. Die Psychologie ist ein wichtiges Standbein des diagnostischen Prozesses.