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Was ist Neuropädiatrie?

Neuropädiatrie (auf Deutsch auch “Kinderneurologie”) ist die Neurologie von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Also geht es um die Funktion des Nervensystems im Wachstumsalter.

Damit ist eine Besonderheit – und der gravierende Unterschied zur Neurologie der Erwachsenen – verbunden: das Nervensystem des jungen Menschen wächst und verändert sich ständig, von den ersten Anlagen in der sehr frühen Phase im Mutterleib (ca. 18. Tag nach der Empfängnis!) bis etwa zum 20. bis 22. Lebensjahr.
Diese Veränderungen sind zwingende Voraussetzung für alles Wachstum – umgekehrt hat das Wachstum des Körpers direkten Einfluss auf das Wachstum des Nervensystems. Am besten kann dies in den ersten Lebensmonaten und -jahren eines Kindes beobachtet werden, wenn in rascher Folge immer neue Fähigkeiten erlernt werden. Dieser Komplex wird auch als Entwicklungsneurologie bezeichnet.

Probleme und Erkrankungen des Nervensystems sind daher auch sehr oft altersabhängig. Das heißt, bestimmte Erkrankungen treten erst in einer bestimmten Lebensphase auf, und einige verschwinden auch wieder mit Erreichen einer folgenden Entwicklungsphase. Auch sonst kennen Eltern ja diese Phänomene (z.B. Trotzphasen, pubertär-oppositionelles Verhalten usw.).

Alle neurologischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen – auch wenn sie scheinbar identisch mit denen von Erwachsenen erscheinen – müssen daher immer vor dem Hintergrund der kindlichen Entwicklung gesehen werden. Und dies stellt nicht selten besondere Anforderungen an die Diagnostik und Behandlung.

 

Wofür ist die Neuropädiatrie zuständig?

Die Kinderneurologie ist für alle Probleme, die mit Störungen im zentralen Nervensystem (ZNS: Gehirn und Rückenmark) und dem sog. peripheren Nervensystem (den Nerven außerhalb des ZNS) und der Muskulatur zusammenhängen.

Häufig steht auch zunächst ein vermutlich neurologisches Symptom (Krankheitszeichen) zur Abklärung an, z.B.

  • eine möglicherweise auffällige Entwicklung
  • eine merkwürdige Episode, ein unerklärlicher Sturz
  • wiederholt auftretende unerklärliche Abwesenheitszustände
  • ein Fieberkrampf
  • eine unklare Bewusstlosigkeit

Beispiele für Probleme und Erkrankungen aus dem Bereich der Neuropädiatrie sind:

  • Epilepsien
  • Fieberkrämpfe
  • Affektkrämpfe
  • Entwicklungsstörungen
  • (chronische) Kopfschmerzen (Migräne, Spannungskopfschmerzen)
  • Cerebralparesen
  • Muskelschlaffheit oder -weichheit (Muskelhypotonie)
  • Dystonien
  • Ataxien
  • neurologische Stoffwechselerkrankungen
  • Neurofibromatose, Tuberöse Sklerose (u.a. neurokutane Syndrome)
  • Spina bifida (offener Rücken) und Hydrocephalus
  • Muskeldystrophien
  • spinale Muskelatrophie
  • Retardierungssyndrome (z.B. Trisomie 21, Prader-Willi-Syndrom, Williams-Beuren-Syndrom, Rett-Syndrom)
  • geistige Behinderungen
  • Lernstörungen
  • Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADHS)
  • Autismus
  • Mikrozephalie (Kopfwachstumsstörung)

 

Was wird getan?

In der Neuropädiatrie wenden wir zahlreiche Untersuchungsverfahren an. Das wichtigste Instrument ist das ausführliche Gespräch (deswegen brauchen wir auch viel Zeit für die Termine im ZiNK) und die Beobachtung.
Weitere Untersuchungsmethoden sind z.B.:

  • Neurologische Untersuchung
  • EEG (im Wachen oder im Schlaf)
  • andere Nervenmessungen (z.B. evozierte Potentiale, Nervenleitgeschwindigkeit usw.)
  • Kernspintomografie
  • Laboruntersuchungen
  • neuropsychologische Testungen

Näheres zu den Untersuchungsverfahren im ZiNK lesen Sie hier.

Wenn erforderlich behandeln wir unsere Patienten natürlich auch.

 

Was ist Sozialpädiatrie?

Kinder und Jugendliche mit chronischen (neurologischen) Erkrankungen sind ja in der Regel nicht allein. Damit sind die Bezugspersonen immer mitbetroffen durch die chronische Erkrankung. Um die Auswirkungen dieser Belastungen und deren Behandlung geht es in der Sozialpädiatrie. Näheres lesen Sie hier.